Owner, allein


Zeitfaktoren verschiedener Ebenen spielen in dieser offenen Fotoserie eine Bedeutung. Den Begriff Bedeutung nutze ich eigentlich ungern, entscheide mich aber ihn in der Beschreibung der Serie zu verwenden, da sich die Interpretation der abgebildeten Objekte verändern kann.
Die Dinge, die ich dokumentiere, befinden sich im Besitz von befreundeten KünstlerInnen oder deren Eltern, Verwandten. Ich habe sie gefragt, ob sie Etwas aufwendig selbsthergestelltes aus ihren Familien haben; Handgreifliches von Familienmitgliedern. Etwas, wofür man sich Wissen und Zurückgezogenheit aneignen musste, um es herzustellen, Etwas wofür man ein „Konzept“ entwickeln musste.
In meiner Familie gibt es viele solcher Dinge, Selbstgemachtes scheint mir etwas sich Selbstverstehendes, Selbstverständliches. Die bisher gesammelten Dinge kommen aus verschiedenen Zeitspannen mit deren technischen Möglichkeiten. Die Konzepte entstanden über Wissen, das weiter gegeben wurde, über Schauen, Sprechen, Langeweile. 

„Wenn der Schlaf der Höhepunkt der körperlichen Entspannung ist, so die Langeweile der der geistigen. Die Langeweile ist der Traumvogel, der das Ei der Erfahrung ausbrütet.“

„Langeweile ist ein warmes graues Tuch, das innen mit dem glühendsten, farbigsten Seidenfutter ausgeschlagen ist. In dieses Tuch wickeln wir uns, wenn wir träumen.“
(Walter Benjamin: Das Passagen-Werk, Band V-2, S. 1054)

Die Dinge driften durch Zeiten und Lebensläufe, ihre Bedeutung verschiebt sich teilweise durch den Tod der HandwerkerInnen, die Dinge werden zu Erbschaften. Die Abwesenheit bringt einen Kontrast in die Existenz der Dinge, der Wert verändert sich. 
Ich habe auch Dinge dokumentiert, die durch ihre Unbeholfenheit lange Herstellungsprozesse wiederum konterkarieren. Diese „schnellen“ Dinge oder eher Eingriffe kontrastieren die langen Bögen der Herstellung und konfrontieren auf Dingebene die verschiedenen Charaktere des Handelns. Das Auge und Herz nimmt trotzdem die Autorschaften wahr, die manchmal sehr ernst und manchmal eher humorvoll wirken. Durch die Geste der Fotografie löse ich die Dinge aus ihrem privaten Kontext, behandle sie wie Objekte mit ihrer spezifischen Schönheit und Anmut.